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Ein Palmwedel oder Palmblatt ist das Blatt der Palmengewächse.
Botanik
Die Blätter der Palmen sind entweder fächerförmig (Fächerpalmen) oder fiederförmig (Fiederpalmen) geteilt. Selten kommen auch ungeteilte oder nur an der Spitze zweispaltige Blätter vor. Die sehr großen Blätter der Palmengewächse können bei der Schattenpalme 4 m Durchmesser und bei Rapharia-Arten bis zu 20 m Länge erreichen. Letztere besitzen weltweit die längsten Blätter.
Frühgeschichte und Antike
Die Dattelpalme und der Palmwedel zählen (gemeinsam mit der Getreideähre) zu den ältesten bekannten Pflanzensymbolen der Menschheit. Die (Dattel-)Palme war bereits den Sumerern im Zweistromland das Zeichen des jährlich zu Neujahr begangenen Hochzeitsfestes der Götter Ea (weibliches Prinzip) und Nirhusag (männliches Prinzip). Palmen und Palmblätter finden sich auf sumerischen Stelen, Siegeln und Tempelruinen. Diese Symbolik wurde von den Assyrern übernommen die die Palme mit ihren Blattwedeln als Baum zur Palmette weiterentwickelten.
In der ägyptischen Kunst haben die Palme und der Palmwedel eine weniger ausgeprägte Bedeutung in der Symbolik. Die ägyptische Göttin Renpet (Renpet = Jahr), die Göttin der Ewigkeit und der Jugend, wird als Frau mit einem Palmzweig über dem Kopf dargestellt. Außerdem sind Palmwedel in der Architektur auf einigen ägyptischen Kapitellen dargestellt, zum Beispiel bei der Palmsäule, einer ägyptischen Pflanzensäule mit einem Kapitell aus zusammengebundenen, steil hochragenden und sich oben leicht nach außen neigenden Palmwedeln.
Das palmenblattförmige Ornament Palmette fand in der bildenden Kunst der griechischen Antike vermutlich seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Eingang (siehe Artikel Palmette) Die griechische Siegesgöttin Nike und die ihr entsprechende römische Siegesgöttin Victoria finden sich – meist geflügelt – als jugendliche Frau mit den Attributen Siegeskranz und Palmzweig (Symbol für Frieden), manchmal auch mit Trophäen. (Auch die Darstellung als schwebende Figur über Zwei- oder Vierspännern – Biga oder Quadriga – war üblich.) Die Darstellung mit Kranz und Blatt ist auch für den von diesen Gottheiten abgeleiteten Friedensengel auf Siegessäulen üblich.
Judentum
Aus den Palmwedeln der Dattelpalme, die auf dem Sinai sehr verbreitet ist, errichteten die Israeliten beim Auszug aus Ägypten provisorische Hütten, sogenannte „Sukkot“ (Lev 23,43 EU). Im Gedenken daran wird das sieben- bzw. achttägige Laubhüttenfest oder Sukkot mit Zitrusfrüchten (Etrog), Palmblättern (Lulav), Zweigen der Myrthe (Hadas) und der Bachweide (Arawa) gefeiert.
Im Judentum gilt der Palmwedel auch ein Zeichen der Unabhängigkeit Israels (seit der Zurückeroberung des jüdischen Tempels durch Judas Makkabäus im Makkabäerkrieg; 2 Makk 10,7 EU)
Christentum
Beim Einzug in Jerusalem wurde Jesus Christus vom Volk mit Palmwedeln begrüßt, einem antiken Zeichen des Sieges (Mt 21,8 EU). In Erinnerung daran werden zu Beginn der Heiligen Woche bei der Palmprozession in der katholischen Kirche Palmstöcke, Palmbuschen, Palmbesen -stangen oder einzelne Zweige gesegnet und von den Teilnehmern getragen. Von diesem Brauch hat der Sonntag seine Bezeichnung (Dominica in palmis, Palmsonntag).
Mit dem Symbol der Märtyrerpalme wird in der christlichen Ikonographie ein Heiliger als Märtyrer kenntlich gemacht.
Der Palmwedel gilt darüber hinaus auch als Symbol des ewigen Lebens. Daher findet er sich häufig – einzeln oder aber mit zwei gekreuzten Wedeln – auf Todesanzeigen, Trauerschleifen und Grabsteinen.
Einen besonderen Stellenwert erhielten die Palme und der Palmwedel in der byzantinischen Kunst, wo sie reichlich auf Kapitellen, in Buchillustrationen und Skulpturen zu finden sind. Auch in der Romanik Mittel- und Südeuropas ist der Palmwedel, vor allem auf Kapitellen ein beliebtes Symbol. In der Gotik weniger häufig zu finden, wurde das Symbol in der Renaissance- und Barockzeit neu belebt und findet sich im sakralen Raum dieser Epochen äußerst zahlreich.